Zeitdruck wird oft als „Ideenkiller“ genannt. Häufig entstehen Ideen während man sich entspannt. Die Methode 6-3-5 geht von einer anderen Erfahrung aus. Hier soll positiver Stress erzeugt werden, in dem man sich auf eine konkrete Aufgabenstellung fokussiert, für die nur ein kurzes Zeitkontingent zur Verfügung steht.
Das ist ziemlich easy. Im Optimalfall hat man sechs Teilnehmer, die drei Ideen auf ein Blatt aufschreiben und dieses Blatt wird dann fünfmal weitergegeben.
Oft hört man auch, dass die „5“ für fünf Minuten pro Runde steht, was natürlich genauso Sinn macht. Pro Blatt und Teilnehmer können so 18 Ideen entstehen, in Summe macht das bei sechs Teilnehmern 108 Ideen!
Die Ideen können auf verschiedene Arten ausgewertet werden. Beispielsweise kann jedes Teammitglied zunächst einzeln die Ideen auf seinem Blatt auswerten oder man geht in Zweier-Teams zusammen. Oder man geht sofort in die gemeinsame Auswertung, was jedoch voraussetzt, dass alle Ideen für alle visuell zur Verfügung gestellt werden.
Egal, für welche Form der Auswertung sich das Team entscheidet, ist es wichtig, dass die Kriterien einheitlich sind. Da es relativ viele Ideen zu bewerten gibt, sollte das Ganze aber auch nicht zu sehr aufgebläht werden. Für eine erste subjektive Bewertung kann man zum Beispiel eine Aufwand-Nutzen-Matrix aufstellen, in die man die Ideen entsprechend der Einschätzung positioniert. Doppelte Ideen sollten natürlich zusammengefasst werden. Ideen, die aktuell nicht umsetzbar sind, aber Potential oder Charme haben, sollten in einem weiteren Termin eine Chance zur Weiterentwicklung bekommen. Gerade das sind häufig die Ideen, die zwar keine leichten Weg versprechen, aber dann den entscheidenden Unterschied zum Wettbewerb ausmachen können.
Kleiner umsetzungstechnischer Tipp: Falls man die Auswertung über eine Matrix plant, sollte das 6-3-5-Blatt so aufbereitet sein, dass die Teilnehmer ihre Ideen auf kleinformatige Post-Its schreiben und diese danach für die Positionierung in der Matrix von ihrem Blatt ablösen können.
Wie bei jeder Form des Brainwritings werden stille Teilnehmer sehr gut in die Ideenfindung einbezogen. Ausserdem wird durch das hohe Tempo der Aufgabe der Druck erzeugt, Ideen einfach niederzuschreiben. Dadurch wird der eigene innere Kritiker erst einmal zum Schweigen gebracht. Noch dazu werden viele Ideen erzeugt und der Grundgedanke bei jeder Ideenfindung, auf den Ideen Anderer aufzubauen, wird bei dieser Methode sehr gut umgesetzt. Häufig werden die Ideen auch sehr detailliert und in der Tiefe betrachtet, da jede Grundidee durch die fünf weiteren Teilnehmer weiterentwickelt wird.
Im Prinzip wird in der ersten Runde von jedem Teilnehmer mittels der ersten drei Ideen schon eine grobe Richtung vorgegeben. Dadurch sind die weiteren Ideengeber schon etwas eingeschränkt. Natürlich sind die Teilnehmer auch gefordert, ihre Ideen verständlich niederzuschreiben, sowohl vom Inhalt, als auch von der Handschrift. Desweiteren kann die Methode manch Einen an eine Prüfungssituation erinnern oder als recht trocken wahrgenommen werden, weil der Ablauf sehr festgelegt ist.
Die Methode 6-3-5 ist eine tolle Alternative zum Brainwriting, erfordert jedoch eine gute Vorbereitung und Einführung in die Vorgehensweise seitens des Moderators. Der Zeitdruck kann für manche Teilnehmer zum Problem werden, so dass ein kurzer Break zwischen den Runden durch den Moderator angeboten und gestaltet werden sollte. Wenn man viele Ideen benötigt oder auch sehr konkrete/detaillierte Ideen haben möchte, dann ist diese Methode definitiv zu empfehlen.