Im Blogartikel "Was ist Agilität?" habt Ihr erfahren, was Agilität ist. In diesem Blog-Artikel geht es darum, welche Irrtümer über Agilität kursieren.
Mythos Nr. 1: Agilität ist das Gleiche wie Flexibilität
Das stimmt nicht ganz. Schauen wir ins Wörterbuch. Flexibilität steht für
- Beschaffenheit, Biegsamkeit und Elastizität,
während Agilität für
- Gewandtheit, Vitalität und Wendigkeit steht.
(Quelle: www.duden.de).
Ist nicht das Gleiche, oder? Aber wie könnte man den Unterschied einfach erklären?
Stellt Euch ein Gymnastikband vor, mit dem Ihr Eure Muckis trainiert. Ihr zieht es auseinander und es dehnt sich aus. Sobald Ihr nachlasst, geht das Gymnastikband in seinen ursprünglichen Zustand zurück. Das ist Flexibilität.
Nehmen wir ein anderes Beispiel: Home-Office
Viele Unternehmen haben während der Pandemie reagiert und ihre Beschäftigen auf Home-Office umgestellt. Einige Unternehmen haben diese Regelung jedoch nach der Pandemie wieder rückgängig gemacht und sie fallen in den ursprünglichen Zustand zurück. Andere jedoch behalten die Regelungen auch nach der Pandemie bei, schaffen damit ein NEW NORMAL und entwickeln sich als Unternehmen weiter. Das ist Agilität.
Mythos Nr. 2: Agilität heißt, dass wir nicht planen
Das ist ein weit verbreitetes Gerücht. Viele hoffen in der Agilität endlich Bestätigung zu finden, dass die ganze Planung eh nichts bringt. Dem ist nicht so!
In der agilen Welt finden sich viele Planungstools z. B. Kanban-Boards oder Burn-down-Charts. Der große Unterschied zum klassischen Projektmanagement liegt darin, dass ein Projekt nicht von Anfang bis Ende durchgeplant wird, sondern in Schritten. In Scrum sind es die Sprints, die ein Inkrement hervorbringen. Dieses wird dem Kunden gezeigt und abhängig von dem Kundenfeedback wird der nächste Sprint geplant.
Mythos Nr. 3: Agilität heißt, wir machen jetzt Scrum
Das höre ich sehr oft. Das lässt sich leicht aufklären. Scrum ist eine agile Methode, aber Agilität ist nicht gleichbedeutend mit Scrum. Es gibt eine Fülle von Methoden, die die Überschrift „agil“ verdient haben. Angefangen bei Design Thinking als Methode, Prozess und Mindset bis hin zu Lean Start-up, Kanban oder Business Model Canvas.
Alle diese Methoden verbindet, dass sie
- interdisziplinär,
- iterativ und
- interaktiv
sind.
Jede Methode hat ihre speziellen Stärken und kommt zu unterschiedlichen Anlässen zum Einsatz. Mit Design Thinking entwickeln wir ein neues Produkt mit einem starken Kunden-/Nutzerfokus. Mit Build-Measure-Learn aus dem Lean-Startup testen wir unser Produkt und lernen aus den Erkenntnissen. Mit Scrum oder Kanban realisieren wir die Umsetzung. Mit dem Business Model Canvas designen wir unser Geschäftsmodell.
Mythos Nr. 4: Agilität braucht keine Führung
Dieser Irrtum ist sehr weit verbreitet, stimmt aber nicht! Agile Teams arbeiten zwar weitgehend autonom, aber sie benötigen einerseits Leitplanken und andererseits Unterstützung. Dabei ändert sich die Rolle der Führungskraft. Die Führungskraft gibt das „große Ganze“ vor und agiert als Coach, Befähiger und Unterstützer, häufig auch in einer herausfordernden Sandwich-Funktion zwischen Geschäftsleitung und Team. Diese Vorstellung einer Führungskraft ist leicht beschrieben, bedeutet aber einen echten Paradigmen-Wechsel in den deutschen Führungsetagen. Nicht Status und Macht, sondern Servant Leadership sind gefragt.
Mythos Nr. 5: Agilität ist die Lösung für alles
Das wäre schön, ist aber ein Märchen. Agilität ist keine bestimmte Methode. Agilität ist ein Mindset! Und das ist viel schwerer zu trainieren als eine Zwei-Tages-Schulung in Scrum und hängt sehr stark mit der Unternehmenskultur zusammen. Ein „angstgesteuertes“ Unternehmen oder stark hierarchisch geprägtes Unternehmen wird sich einfach schwerer tun als ein Startup. Deswegen muss man Geduld mitbringen, Agilität vorleben, weitermachen und immer wieder lernen und anpassen.
Agilität ist kein Projekt, welches irgendwann einmal fertig ist. Deswegen gibt es auch keine fertige Lösung für jedes Unternehmen, jede Branche und jedes Problem.
Ein Zitat zum Schluss bringt es wunderbar auf den Punkt: „Werte kann man nicht lehren, sondern nur vorleben.“ (Viktor Frankl)
Ähnliche Blog-Artikel: "Kanban kurz erklärt"
Kommentar schreiben