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Was ist Agilität?

Was ist Agilität?
Was ist Agilität?

Beitrag von Violetta Meyer

Gründerin innohuman & Organisationsentwicklerin

Mehr zur Person

 

Alles „ädschail“ oder was?

Der Begriff „Agilität“ kommt mir manchmal vor wie Kaugummi. Wir bringen ihn nicht mehr runter von den Schuhen, wissen aber auch sonst nichts Sinnvolles damit anzufangen. Anstatt uns Werte und Mindset der Agilität zu eigen zu machen, hoffen wir, dass mit der halbherzigen Einführung von Scrum im Unternehmen alles paletti ist. Leider ist Frustration an allen Ecken und Enden das Ergebnis. Aber warum ist das so?

 

Vielleicht hilft es, wenn wir uns gemeinsam auf Spurensuche begeben und herausfinden, was Agilität ist. Im zweiten Teil dieser Blog-Reihe räumen wir dann mit den Mythen und Irrtümern zu Agilität auf. 

Geburtsstunde des agilen Manifestes

Springen wir zurück in das Jahr 2001. 17 Software-Entwickler treffen sich zum Skifahren in einer Skihütte irgendwo in Utah. Sie lieben ihren Job, sind aber ziemlich frustriert. Warum?

Na ja, die Kunden sind nicht mehr das, was sie mal waren. Ständig fällt ihnen etwas Neues ein. Die Software-Entwickler programmieren sich die Finger wund, aber die Kunden haben ständig neue Wünsche und Anforderungen. So kann es nicht weitergehen! Also beschließen diese 17 Typen (unter ihnen übrigens auch die „Scrum-Erfinder“ Jeff Sutherland und Ken Schwaber), das Zepter selbst in die Hand zu nehmen.

Sie entwickeln eine neue Arbeits-Philosophie, ein Mindset und taufen das Baby „Manifesto for Software Development“. Nach der Namensgebung zu folge, sehen sie das Manifest erstmal für ihren Berufszweig. Was sie zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen können ist, dass sich viele Berufszweige und Branchen im Laufe der nächsten Jahre ihr Manifest zu eigen machen werden.

 

Was sind die wichtigsten Bestandteile des agilen Manifests?

Das agile Manifest besteht aus einem Herzstück, das sind vier Werte. Das ist quasi der Kern. Dieser Kern wird über 12 Grundprinzipien ausdetailliert. Und dann erst kommen die Methoden und die Techniken, wie beispielsweise Scrum, Timeboxing, Burn-down-Charts, usw.

 

Werfen wir einen Blick auf die Werte. Sie sind der Website https://agilemanifesto.org entnommen.

 

Wir erschließen bessere Wege, Software zu entwickeln,

indem wir es selbst tun und anderen dabei helfen.

Durch diese Tätigkeit haben wir diese Werte zu schätzen gelernt:

 

Individuen und Interaktionen mehr als Prozesse und Werkzeuge

Funktionierende Software mehr als umfassende Dokumentation

Zusammenarbeit mit dem Kunden mehr als Vertragsverhandlung

Reagieren auf Veränderung mehr als das Befolgen eines Plans

Das heißt, obwohl wir die Werte auf der rechten Seite wichtig finden,

schätzen wir die Werte auf der linken Seite höher ein.

Wie könnte man Agilität definieren?

Es gibt so viele Definitionen für Agilität, beinahe wie es Sand am Meer gibt. Wenn wir darüber nachdenken, dann wird es klar: Die 17 Typen haben für sich etwas entwickelt, was für sie gepasst hat. Jetzt kommen andere Branchen und wollen auch agil sein. Und jeder versteht etwas Anderes darunter und versucht es für sich zu definieren. Das Ergebnis ist ein buntes Allerlei, dass aber nicht wirklich ins Schwarze trifft und häufig hinter den Erwartungen des Managements zurückbleibt. Was ist also Agilität und wie könnte man es beschreiben?

 

Trotz der vielen Definitionen, will ich Euch eine nicht vorenthalten, die ich persönlich recht gut finde. Sie ist aus dem Hays-HR-Report 2018:

„Agile Organisationen zeichnen sich durch eine hohe und schnelle Anpassungsfähigkeit an veränderte Rahmenbedingungen und Marktsituationen aus. Flexibilität hinsichtlich der Anpassungen von Produkten, Prozessen und vor allem der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit ihren Kompetenzen sind entscheidende Kriterien für erfolgreiche agile Organisationen. Agile Organisationen sind in einem hohen Grad vernetzt und die Mitarbeiter organisieren sich selbst. Zudem sind die Arbeits- und Projektteams in der Lage, in gewissem Umfang autonom Entscheidungen zu treffen. Dies erfordert eine Unternehmenskultur, die auf Vertrauen basiert – auf Vertrauen der Führungskräfte zu ihren Mitarbeitern und der Mitarbeiter untereinander.“ (Quelle: Hays-Report 2018, https://www.hays.de/personaldienstleistung-aktuell/studie/hr-report-2018-schwerpunkt-agile-organisation-auf-dem-pruefstand)

 

In dieser Definition wird Eines ganz deutlich: Agilität ist keine Methode! Es ist ein Mindset. Das ist der Grund, warum es so schwierig ist, Agilität im Unternehmen umzusetzen. Wir versuchen meistens, eine bestimmte Methode einzuführen und vergessen dabei dieses entscheidende Detail. Am Ende des Tages kommt es nicht darauf an, wie die Methoden heißen, sondern ob sie aus Überzeugung gelebt werden.

 

Wer tiefer einsteigen möchte, dem empfehle ich den Blog-Artikel: Fünf Mythen über Agilität.

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