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Vom Leader zum Diener – mit Servant Leadership Teams führen

Servant Leadership - dienende Führung

Beitrag von Violetta Meyer

Gründerin innohuman & Organisationsentwicklerin

Mehr zur Person

 

Während meiner Ausbildung zum Scrum Master hörte ich das erste Mal den Begriff „Servant Leadership“ als Konzept einer „dienenden“ Führung.  Das hat mich neugierig gemacht und ich wollte wissen, was dahintersteckt.

 

Als ich mich ein wenig damit beschäftigte, wurde mir klar, dass dieses Konzept für mich als gläubige Christin gar nicht so neu war! Ich kannte die Bibelstelle: „Wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener; und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht.“ (Mt 20,26f.). 

Christliche Prinzipien als Führungsleitbild?

Aber halt! Ist das jetzt nicht ein wenig too much? Sollen wir aus den christlichen Grundsätzen etwas für unseren Berufsalltag ableiten? Geht das überhaupt? Im Berufsleben zählen doch häufig Durchsetzungsvermögen, sich gut verkaufen können und wenn nötig, auch mal die Ellenbogen auszufahren. Sich behaupten ist die Devise, bloß keine Schwäche zeigen!

 

Zugegeben, das ist eine provokative These und ich lehne mich vielleicht recht weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass wir uns die christlichen Prinzipien sehr wohl aneignen sollten. Was ist die Idee dahinter?

Wie arbeiten erfolgreiche Teams?

Um hier tiefer einsteigen zu können, müssen wir uns erstmal ansehen, wie effiziente Teams heute funktionieren: Vielfach arbeiten sie nach agilen Prinzipien, häufig sind es Scrum Teams. Sie organisieren ihre Zusammenarbeit, steuern und koordinieren ihre Aufgaben untereinander und treffen Entscheidungen. Jedes Teammitglied sieht sich in der Verantwortung für die gemeinsame Aufgabe.  

Welche Führung benötigen solche Teams?

Ausgehend von der eben dargestellten Arbeitsweise dieser Teams wird auf den ersten Blick klar, dass eine Befehl- und Gehorsam-Führung nicht kompatibel wäre mit dieser Art des Arbeitens. Hier braucht es New Leadership! Es braucht die Führungskraft, die sich zurücknehmen kann und die Teammitglieder unterstützt, damit diese selbst Verantwortung übernehmen können und auch dürfen. 

 

Servant Leadership erfordert die Bereitschaft zur Demut und noch einige andere Eigenschaften, die stärker das Dienen bzw. den Dienst am Team in den Vordergrund stellen.

Die wichtigsten Eigenschaften des Servant Leaders

Welche Eigenschaften benötigt nun beispielsweise die Führungskraft, um Servant Leadership vorzuleben? Hier stelle ich Euch meine Top 7 vor:

Bereitschaft, sich in andere einzufühlen

Mit Emphatie ist gemeint, ein echtes Interesse für mein Gegenüber zu zeigen. Wenn ich emphatisch bin, versuche ich den Menschen hinter seiner oder ihrer Maske zu verstehen und kann erkennen, warum diese Person in bestimmten Situationen so oder so reagiert. Das hat gleich zwei positive Effekte: Die Person fühlt sich ernst genommen und in seiner Persönlichkeit wertgeschätzt. Und ich als Führungskraft erfahre Hintergründe und Zusammenhänge, die mir helfen, mich auf bestimmte Situationen besser vorzubereiten. 

Grundvertrauen in das Team

Manchmal kann es passieren, dass das Team (oder ich selbst) feststeckt. Hier ist es wichtig zu unterstützen und sich bewusst zu machen, welchen Weg das Team bisher schon geschafft hat. In sehr schwierigen Situationen kann es hilfreich sein, bewusst in einer Workshop-Sequenz einen Blick auf die vorhandenen Talente aller Teammitglieder zu werfen und dies als zur Verfügung stehende Ressource für die Teamaufgabe ins Bewusstsein zu bringen.  

Freude daran, wenn Andere besser werden

Als Servant Leader muss ich ein offenes Auge dafür haben, wer welche Begabungen im Team hat. Wenn dann Aufgaben aufgeteilt werden, kann ich Teammitglieder für Aufgaben vorschlagen, bei denen ihre Talente zum „Leuchten“ gebracht werden. Oder ich kann Unterstützung anbieten, wenn jemand sich mit einer Aufgabe schwertut. In jedem Fall sollte es mich mit Freude erfüllen, wenn ich sehe, wie die Teammitglieder aufblühen und immer besser werden. 

Aktiv Zuhören

Allein über das „aktive“ Zuhören, könnte ich einen eigenen Blogartikel schreiben. Dafür gibt es entsprechende Techniken, wie das Gesagte nochmal zu wiederholen und sich bei seinem Gegenüber zu vergewissern, dass man es richtig verstanden hat. Aber nur die Techniken anzuwenden, ist nicht genug, wenn man die andere Person wirklich verstehen will. Aktiv Zuhören heißt ganz einfach ausgedrückt, den Anderen ernst zu nehmen und auch zwischen den Zeilen zu lesen. Das erfordert wiederum Interesse und Geduld. 

Selbstreflexion

Als New Leader muss ich immer bereit sein, anzuerkennen, dass ich nicht der Mittelpunkt der Welt und der Weisheit letzter Schluss bin. Das heißt nicht, dass ich mit hängenden Schultern herumlaufen muss und mich selbst geringschätzen sollte. Aber eine gesunde Mischung aus Bescheidenheit und einer realistischen Einschätzung der eigenen Stärken ist ein gutes Mindset für jemanden, der das New Leadership Konzept lebt. 

Begeisterungsfähigkeit in Anderen wecken können

Als New Leader ist es wichtig, dass ich alle Teammitglieder ins Boot hole und einen gemeinsamen Sinn aufzeige. Warum sind wir hier, was wollen wir erreichen und warum ist jeder Einzelne wichtig? 

Fähigkeit, interne und externe Netzwerke aufzubauen

Als New Leader kann ich das Team dadurch unterstützen, dass ich Brücken baue zu anderen Teams, zur Geschäftsleitung, zu Schlüsselfunktionen, zu Multiplikatoren oder nach aussen. Dies erfordert die Fähigkeit, anklopfen zu können, nachzufragen und manchmal auch „Bitte“ zu sagen, wo wir wieder beim Thema Demut wären.

Was ist die Quintessenz?

Natürlich benötigt man als New Leader auch entsprechendes Methodenwissen, worauf ich hier noch gar nicht eingegangen bin. Das kann man aber alles lernen. Das Mindset ist meiner Meinung nach wesentlich erfolgskritischer. Wenn ich wirklich versuche, den Dienst am Team vorzuleben, dann werden die Teammitglieder das erkennen und wertschätzen.

 

 

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