Kreativität kommt nicht auf Knopfdruck! Ich habe tief in meine Trick- und Erfahrungskiste gegriffen und alles herausgeholt, was Euch helfen kann, Euer Team in den Kreativ-Modus zu versetzen.
Die Vorbereitung
1. Der Raum ist für das Team da, nicht umgekehrt!
Ganz wichtig! Bitte bucht für Eure Kreativ-Session nicht den 08-15-Besprechungsraum. Das wird nix. Kreative Aufgaben benötigen kreative Umgebungen. Tageslicht ist wichtig, mobile Whiteboards, Stehtische und lockere Sitzgelegenheiten usw.
2. Lade die richtigen Leute ein!
Das ist zugegebenermaßen leichter gesagt, als getan. Du brauchst andere Leute als die üblichen „Verdächtigen“. Leute die sprühen vor Ideen, die gerne experimentieren und sich nicht entmutigen lassen. Leute, die bereit sind, ausgetrampelte Pfade zu verlassen und neue Methoden zu erlernen. In meinem Blog-Post zum Wunsch-Innovationsteam beschreibe ich diese Super-Kollegen noch ein wenig genauer.
3. Quetsch den Termin nicht zwischen andere Termine!
Das ist ganz übel. Zwei Leute haben vorher noch wichtige Termine und kommen zu spät. Eine Kollegin muss früher weg und der Raum ist nach der Session wieder gebucht, muss also schnellstmöglich wieder aufgeräumt werden... Das kann nur schief gehen. Natürlich lässt es sich im Berufsalltag nicht vermeiden, dass es manchmal so abläuft. Aber versuche, den Termin zeitlich so zu planen, dass die Kolleginnen und Kollegen nicht total abgestresst zum Workshop kommen und keinen Kopf mehr für kreative Aufgaben haben. Am Besten, Du blockst den Raum großzügig und terminierst Deine Kreativ-Session gleich für einen kompletten halben Tag.
4. Sorge für Futter!
Das meine ich wörtlich! Kleine Snacks oder Süßigkeiten und Getränke gehören zu einer guten Kreativ-Session wie die Butter zum Brot. Das Gehirn soll Ideen produzieren, also sollten wir ihm auch etwas Gutes tun. Und es ist erwiesen, dass es den Team-Zusammenhalt und die soziale Bindung stärkt, wenn gemeinsam gegessen wird.
5. Hänge Inspirationsplakate auf!
Um das Team in den richtigen Modus zu bringen, kann es helfen, wenn der Raum mit verschiedenen Plakaten dekoriert wird. Im Download-Bereich findet Ihr dazu passendes Material, z. B. ein Killerphrasen-Plakat oder ein Inspirationsplakat zur Innovation.
6. Stelle hilfreiche Literatur zur Verfügung!
Gibt es zu Euren Thema Fachbeiträge oder Zeitungsartikel? Wie wäre es mit einer Trendlandkarte? Oder einer Auswahl an Büchern? Wenn Ihr dazu etwas findet, bringt es mit und stellt es dem Team als Inspiration und Information zur Verfügung.
7. Stelle "Prototypenmaterial" zur Verfügung!
Ein Prototyp "erweckt" eine Idee zum Leben! Wenn eine Person einen Prototyp baut, dann kann das helfen, die Idee den Anderen zu erklären und gleichzeitig weiter zu entwickeln. Dabei geht es nicht um ein perfekt ausgearbeitetes späteres Produkt, sondern um einen ersten Entwurf.
8. Geht mit einer guten Ausgangsfrage in den Workshop!
Jeder Kreativ-Workshop braucht ein Thema. Was ist das Thema in Eurem Workshop? Formuliere es als offene Frage. Überlege Dir eine inspirierende, spannende Frage. Wenn Du dich damit schwer tust, dann schnappt Dir ein oder zwei Leute und macht es zusammen. Wenn Dir zu der Frage mindestens spontan fünf Ideen kommen, dann bist Du auf einem guten Weg.
Die Warm-up Phase in deinem Kreativ-Workshop
9. Sei ein guter Gastgeber
Ich meine, das ist selbstverständlich. Trotzdem erwähne ich es extra. Wenn Deine Teilnehmer den Raum betreten, dann begrüße sie mit Deinem herzlichsten Lächeln und lade sie ein, sich einen Platz zu suchen und sich etwas zu trinken zu nehmen. Warum sage ich das? Die Leute werden beim Betreten des Raumes merken, dass es hier kein gewöhnliches Meeting wird. Das kann Ängste auslösen. Mit Deiner Begrüßung gibst Du Sicherheit und ermöglichst ein gutes Ankommen.
10. Erkläre den Grund des Workshops
Die Teilnehmer haben vorher eine Einladung erhalten. Nun sollte eigentlich klar sein, warum sie hier sind. Das ist aber nicht immer der Fall. Nimm Dir als Moderatorin fünf Minuten Zeit und erkläre, worum es geht und warum gerade diese Teilnehmer eingeladen wurden und nicht andere. Hole die Kolleginnen und Kollegen ab, erzähle eine kleine Geschichte und gib Informationen, was der Sinn und Zweck des Termins ist.
11. Zeige die Agenda
Jeder Workshop hat eine Agenda. Wenn Du sie auf Flipchart aufgezeichnet hast, dann teile sie jetzt mit Deinen Teilnehmern. Das gibt den Beteiligten Sicherheit und sie können beispielsweise organisatorische Fragen stellen. Stelle heraus, dass dies ein Vorschlag von Dir ist, Abweichungen zugunsten bestimmter Entwicklungen im Workshop aber möglich sind.
12. Sichere Vertraulichkeit zu
Das mache ich immer! Mein Standardspruch: "Alles was in diesem Raum besprochen wird, bleibt auch in diesem Raum, ausser wir vereinbaren etwas Anderes". Ich habe mit diesem Vorgehen extrem positive Erfahrungen gemacht. Es geht wieder um das Thema Sicherheit. Selbst wenn ich später als Teilnehmer eine schräge Idee einbringen, wird niemand mich "verpetzen" oder es im Kollegenkreis herumposaunen. Normalerweise.
13. Vereinbart Team-Regeln
Das ist der Klassiker, der leider oft vergessen wird oder noch schlimmer, nicht eingehalten wird. Ich habe für Euch ein Teamregeln-Plakat erstellt. Das könnt Ihr entweder direkt gleich nutzen oder als Inspiration für Eure eigenen Teamregeln verwenden.
14. Das "Du" gewinnt!
Das kann in stark hierarchisch geprägten Organisationen ein Problem sein. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es sich leichter kreativ arbeiten lässt, wenn Titel und "Sie" draussen bleiben. Ihr könnt auch anbieten, dass es ein "Workshop-Du" gibt und danach greifen wieder die alten Regeln. Schaut mal, wie es für Euch funktioniert. Hier gibt es keine pauschale Empfehlung, das muss sich einspielen.
15. Ein Warm-up ist ein Muss!
Zugegeben, ich bin auch kein Freund von Warm-ups. Aber sie tun, was sie tun sollen. Sie machen uns locker, wie ein Muskel, der auch erstmal warm werden muss. Und wenn sich die Teilnehmerinnen nicht kennen, dann ist es noch wichtiger. Ich habe einige Warm-ups für Euch zusammengestellt. Da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Wer sich ein wenig in das Thema Warm-ups einlesen möchte, dem empfehle ich meinen Blog-Artikel "Warm-ups - Eisbrecher oder Zeitverschwender"
Der kreative Teil des Workshops
16. Verstehen alle das Gleiche?
Ihr startet den Hauptteil des Workshops, indem Ihr die Ausgangsfrage nochmal vorstellt. Jetzt ist es ganz wichtig, dass die Teammitglieder Verständnisfragen stellen können. Es muss geklärt sein, was der Auftrag ist und was die Personen darunter verstehen. Erst dann kann mit der kreativen Phase begonnen werden.
17. Stellt den Kunden in den Fokus
Wir alle denken zu wissen, was der Kunde will. Wissen wir das wirklich und wissen wir, wer der Kunde ist? Für wen machen wir den Kreativ-Workshop? Wenn dieser Punkt nicht klar ist, kann man die Persona-Technik nutzen. Hier erarbeitet das Team einen fiktiven Kunden, der so real wie möglich beschrieben wird. Eine Download-Vorlage zur Persona findet Ihr hier.
18. Arbeitet mit Kreativitätstechniken
Es gibt eine Fülle von Kreativitätstechniken. Ich habe eine breite Auswahl mit Schritt-für-Schritt-Anleitung hier zusammengestellt. Ihr könnt die Techniken nacheinander schalten und kombinieren, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Vermeidet aber das 08-15-Brainstorming. Mehr dazu in meinem Blog-Post "Warum es bessere Kreativitätstechniken als das Brainstorming gibt".
19. Sorgt für Abwechslung.
Baut nicht nur verschiedene Kreativitätstechniken ein, sondern versucht Abwechslung reinzubringen. Damit meine ich, dass Einzelarbeit, Teamarbeit und Plenum sich abwechseln. Die Locations innerhalb des Raums sollten wechseln oder man verteilt sich auch mal auf verschiedene Räumlichkeiten oder macht einen Ideenspaziergang.
20. Mache Zeitvorgaben
Ein Instrument darf in keinem Workshop fehlen: Der Time-Timer* Er ist mein Assistent. Mit dem Time-Timer gibst Du die Zeit für eine Aufgabe oder Einheit vor. Er funktioniert wie eine Stoppuhr, nur umgekehrt. Es wird visuell angezeigt, wieviel Zeit das Team für die Aufgabe noch hat. Ein gewisser Zeitdruck hilft, um sich vor Verzettelung und Diskussionen zu hüten.
21. Arbeitet visuell!
Bilder regen die Fantasie an. Arbeitet an Whiteboards, schreibt und bemalt Post-Its! Zeichnet Skizzen oder baut erste Prototypen, wo immer es möglich ist. Hängt Fachbeiträge auf, schaut Euch gemeinsam Trendlandkarten an und markiert relevante Trends. Egal was, aber setzt visuelle Elemente in Eurem Kreativ-Workshop ein.
22. Arbeitet im Stehen!
Zumindest überwiegend, wenn Ihr im Arbeitsbereich unterwegs seid. Die Stehtische sollten dazu eine Unterstützung sein. Natürlich ist es nicht verboten, sich auch mal hinzusetzen. Aber die Dynamik und die Interaktion sind im Stehen sehr viel fließender. Wenn man steht, kann man auch mal schnell Material holen, etwas auf dem Whiteboard aufzeichnen oder einen kleinen Sketch zum Besten geben.
23. Mit Humor geht alles besser
Ja, es darf und es soll gelacht werden. Ein Kreativitäts-Workshop ist schließlich keine Trauerveranstaltung, sondern eine inspirierende und spannende Geschichte. Eine Prise Humor ist das Salz in der Suppe.
24. Bindet jeden Teilnehmer aktiv ein
Normalerweise sollte dieser Punkt über die Auswahl der passenden Kreativitätstechniken abgedeckt sein. Trotzdem solltet Ihr als Moderatorin immer darauf achten, dass auch stille Teilnehmer sich einbringen können. Ein Trick ist, sie zu bitten, bestimmte Rollen zu übernehmen. Zum Beispiel den Time-Keeper, also denjenigen, der auf die Zeit achtet. Manchmal braucht man auch einen Tischmoderator. Oder jemanden der weiteres Material organisiert. Egal was, lasst Euch etwas einfallen, damit sich die zurückhaltenden Mitglieder auch wohlfühlen und eingebunden werden.
25. Lasst Musik laufen
Natürlich nicht ständig, sondern wohl dosiert. In der Phase, wenn Ideen still generiert werden, kann es manchmal zu einer unangenehmen Stille kommen. Dann könnt Ihr im Hintergrund leise Musik von Eurem Laptop abspielen. Bitte kein Hardrock, sondern eher etwas Entspannendes. Die zweite Gelegenheit, in der Ihr Musik einsetzen könnt, ist in den Pausen. Da ebenfalls leise im Hintergrund. Wenn die Pause sich dem Ende neigt, dann lauter. So wissen die Teilnehmer, dass sie sich jetzt langsam wieder einfinden sollten.
26. Macht Pausen
Künstler und Kreative wissen, dass Pausen ein Bestandteil der Arbeit sind. Schriftsteller und Musiker wie Thomas Mann oder Beethoven haben Pausen bewusst in ihren Tagesablauf eingebaut. In diesen Zeiten arbeitet das Gehirn weiter und verarbeitet die Eindrücke. Sorgt dafür, dass Ihr spätestens nach 90 Minuten eine Viertelstunde Pause habt.
27. Verströmt als Workshop-Leiterin gute Laune und Optimismus
Stellt Euch vor, Ihr seid Teilnehmer in einem Kreativ-Workshop und trefft in der Früh gleich einmal auf einen schlechtgelaunten, miesepetrigen Workshop-Leiter. Was geht Euch da durch den Kopf? Wahrscheinlich alles nur keine kreativen Gedanken. Deshalb, versucht positiv und gut gelaunt in den Tag zu starten und Euer Team "anzustecken".
Endspurt im Kreativ-Workshop
28. Trennt Ideengenerierung und Ideenbewertung
Lasst den Workshop nach der Ideengenerierung erstmal sacken und quält Euch noch nicht mit der Ideenbewertung. Die Teilnehmer sind erschöpft, die Ideen sind rausgehauen und jetzt ist erstmal gut. Nehmt Euch für die Bewertung eine zweite Einheit an einem anderen Tag vor.
29. Clustert die Ideen
Ist das nicht ein Widerspruch zum Punkt vorher? Nein. Ideen clustern heißt, sie zu sortieren. Also gleiche oder ähnliche Ideen zusammenzubringen und ein bisschen Ordnung in die "Post-It-Schlacht" zu bringen. Genauso könnt Ihr die Ideen thematisch nach groben Kategorien clustern. Aber bitte alles ohne Bewertung. Die Struktur soll dem Gehirn nur helfen, Muster zu erkennen und zu sortieren.
30. Ermöglicht weitere Ideen im Nachgang
Wenn irgendwie raumtechnisch machbar, dann lasst die Whiteboards stehen und einigt Euch darauf, dass jeder Teilnehmer die nächsten sieben Tage jederzeit reingehen kann und Ergänzungen vornehmen kann. Vielleicht hat der Eine oder die Andere noch etwas recherchiert und kann Ideen mit Fakten unterfüttern. Im nächsten Termin werden diese Ergänzungen dann vor der Bewertung vorgestellt.
31. Sprecht mit Unbeteiligten
Wenn Ihr Euch darauf verständigen könnt, dann sprecht mit unbeteiligten Kolleginnen und Kollegen über manch eine Idee. Hier kann nochmal wertvoller Input von außen kommen, den Ihr auch wiederum im Nachgang ergänzen könnt. Tut dies aber nur, wenn sich das Team gemeinsam auf dieses Vorgehen geeinigt hat. Ansonsten gilt, alles was besprochen wurde, bleibt unter den Teilnehmerinnen.
32. Legt das weitere Vorgehen fest
Bevor Ihr auseinandergeht, stimmt grob ab, was Ihr beim nächsten Workshop machen wollt und welche Informationen ggf. bis dahin noch besorgt werden müssen und wer sich darum kümmert.
33. Macht einen Team-Check-Out
Wenn alles besprochen wurde, dann macht einen Team-Check-Out. Hier kann jeder nochmal Feedback zu dem Workshop geben. Sei es zu den eingesetzten Methoden, persönlichen Aha-Effekten, der Atmosphäre oder zum Team-Erleben. Das ist wichtig, damit sich das Team zum Schluss nochmal synchronisiert.
Das waren meine Best-Of-Tipps für einen erfolgreichen Kreativ-Workshop. Falls Ihr Euch für Euren Ideen-Workshop professionelle Unterstützung holen wollt, kontaktiert mich gerne für ein unverbindliches Angebot.
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