„Das ist ja wie die Nadel im Heuhaufen suchen“ oder „Die Lösung liegt doch klar auf der Hand!“.
Wenn Ihr diese Aussagen in Eurem Design Thinking Workshop hört, dann sollten bei Euch die Alarmglocken auf Rot schrillen. Bei diesen Aussagen spricht einiges dafür, dass Eure Design Thinking Challenge nicht passt. Aber gehen wir erstmal einen Schritt zurück und klären, was das überhaupt ist.
Was ist eine Design Thinking Challenge?
Vereinfacht gesagt, ist die Design Thinking Challenge der Forschungs-Auftrag ans Team. In der Challenge formulieren wir das Problem und grenzen das Thema ein. Und hier liegt auch schon die erste Schwierigkeit. Formuliert man zu breit, sucht man nachher die Nadel im Heuhaufen. Formuliert man zu eng, bekommen potentielle Lösungen von vorneherein keine Chance. Aber das ist leider nicht die einzige Herausforderung. Welche Stolpersteine gibt es sonst noch?
Hier ein paar Tipps aus meiner Erfahrung, mit der eine gute Formulierung gelingt
- Eine Design Challenge muss ergebnisoffen sein. Dazu ein Trick: Wenn Dir zur Challenge mindestens fünf spontane Ideen kommen, dann spricht sehr viel dafür, dass sie ergebnisoffen formuliert ist.
- Eine Design Challenge ist keine Zielformulierung. Oft wird versucht, eine Zielsetzung in die Challenge reinzumogeln. „Wie können wir unseren Umsatz im dritten Quartal um 10% steigern?“ ist eine versteckte Zielformulierung und kein konkreter Forschungs-Auftrag für das Team.
- Eine Design Challenge sollte inspirierend und motivierend sein. Beispiel: „Wie können wir unsere Website optimieren?“ ist so langweilig, dass mir dabei die Füße einschlafen. Alternativvorschlag „Wie können wir unsere Website für den User so spannend gestalten, dass dieser gerne seine Lebenszeit auf unserer Website investiert?“. Das hört sich doch schon ganz anders an, oder?
- Eine Design Challenge sollte emotional sein. Emotionen regen unsere Fantasie an. Wenn wir starke Verben verwenden, wie „lieben“, „hassen“, „fürchten“ usw., dann kommt unsere Kreativität in Schwung. Beispiel: „Wie können wir dafür sorgen, dass unsere Gäste die Atmosphäre in unserem Cafe lieben?“, ist emotionaler als „Wie können wir unsere Kunden mit einer neuen Ausstattung zufrieden stellen?“
- Eine Design Challenge sollte weder zu breit noch zu eng formuliert werden. Hier meine Empfehlung: Wenn Ihr Euch nicht sicher seid, dann lieber breiter formulieren und in den weiteren Iterationen konkreter werden.
Bei all diesen Tipps gilt der Spruch „es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“. Mit der Zeit bekommt man den Bogen schon raus und wenn die Challenge nicht superperfekt ist, dann gehört das auch zum Lernprozess. Eine kleine Hilfestellung gebe ich Euch mit dieser Download-Vorlage mit der Ihr die Design Thinking Challenge schrittweise entwickeln könnt.
Zum Schluss noch ein paar Beispiele für Design Thinking Challenges zur Inspiration
„Wie können wir es schaffen, dass sich neue MitarbeiterInnen vom ersten Tag an bei uns wohl fühlen?“
„Was können wir in unserem Unternehmen tun, damit Digital Natives und Digital Immigrants ihre Komfortzone verlassen und sich gegenseitig inspirieren?“
„Wie können wir unsere MitarbeiterInnen zu begeisterten Markenbotschaftern machen?“
„Wie müssen Veränderungen in Zukunft bei uns kommuniziert werden, damit sich die Kolleginnen und Kollegen abgeholt und mitgenommen fühlen?“
„Gestalte den Besprechungsraum der Zukunft, damit agiles Arbeiten erlebbar wird“
„Gestalte ein Ideenmanagement, bei dem Kolleginnen und Kollegen ihre Ideen schnell und einfach einreichen können.“
Noch ein Tipp zum Schluss: Formuliere die Design Challenge nicht alleine. Hole Dir ein, zwei Leute als Unterstützung und probiert ein bisschen herum. Mit verschiedenen Perspektiven klappt es meistens besser.
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