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Warum gerade innovative Ideen oft polarisieren!

Beitrag von Violetta Meyer

Gründerin innohuman & Organisationsentwicklerin

Mehr zur Person

 

 „Eine wirklich gute Idee erkennt man daran, dass ihre Verwirklichung von vorn herein ausgeschlossen erschien.“ (Albert Einstein)

Machen wir uns nichts vor. Die meisten von uns sind nun einmal „Sicherheitsmenschen“ und nicht jeder kann sich die visionäre Einstellung von Albert Einstein auf seine eigenen Fahnen schreiben. Das ist auch kein Vorwurf. Es gibt häufig gut argumentierte Gründe, warum sich im Ideenbewertungsprozess wenig innovative, dafür aber viele mittelmäßige Ideen finden. Und das obwohl die Geschäftsleitung als auch die Teams eigentlich auf der Suche nach den besten und innovativsten Ideen sind.

Warum haben es innovative Ideen so schwer?

Ganz einfach! Innovative Ideen stoßen oft auf Widerstand. Das bisherige Weltbild wird in Frage gestellt. Möglicherweise wird sogar das eigene Geschäftsmodell mit der neuen Idee disruptiert.

 

Aber es gibt Hoffnung: In der Regel wird die erste Ideenbewertung immer durch ein interdisziplinäres Team durchgeführt. Ein interdisziplinäres Team besteht aus Mitgliedern verschiedenen Abteilungen, Altersstufen, Kompetenzen und Erfahrungen. Auch verschiedene Charaktertypen bereichern ein solches Team. In der Regel wird es bei dieser bunten Mischung auch Befürworter für herausfordernde bzw. innovative Ideen geben. Dieser Teil der Gruppe wird großes Potential zum Beispiel beim Kundennutzen oder bei der Einmaligkeit der Idee erkennen. Natürlich rechnet auch diese Gruppe mit Umsetzungsschwierigkeiten, aber sie sind zuversichtlich, dass diese überwunden werden können.

 

Gleichzeitig wird es extreme Gegner geben, die sich in zwei Lager teilen: Das erste Lager wird anführen, dass die Idee nicht umsetzbar ist, ihre Zweifel aber auch argumentativ begründen. Diese Gruppe kann mit Argumenten bzw. mit einer konkreteren Ausarbeitung der Idee überzeugt werden. Am Schwierigsten ist aber das zweite Lager der Gegner. Hier spielen die berühmten Killerphrasen eine große Rolle, die gut und gerne sehr energisch vorgebracht werden.

Was können wir als Moderator tun, damit innovative Ideen eine Chance bekommen?

Diese drei Tipps können Euch als Moderatorin helfen, dass polarisierende Ideen mit Innovationspotential die erste Ideenbewertung überstehen:

1. Team gleich zu Beginn sensibilisieren

Vor Beginn der Ideenbewertung alle Teammitglieder in Richtung Innovationspotential und Bewertung von Ideen sensibilisieren.

 

Der Moderator kann auch den Anstoß geben, dass gerade polarisierende Ideen eine große Chance darstellen können. Möglicherweise hatte der Wettbewerb die Idee ebenfalls schon, hat diese aber wahrscheinlich verworfen. Im Gegensatz dazu sind Ideen, die einen breiten Konsens und Zuspruch erzielen, mit Vorsicht zu genießen. Sie scheinen vielversprechend, aber da sie so offensichtlich sind, hat sicher auch der Wettbewerb diese bereits erkannt. Oder es handelt sich nur um eine inkrementelle Innovation und keine bahnbrechende Neuerung.

2. Teamregeln vereinbaren

Das ist ein wichtiger Punkt, nicht nur bei Kreativworkshops, sondern auch bei dem Part der Ideenbewertung. Wenn das Team sich gemeinsam auf eine bestimmte Art der Zusammenarbeit commited, dann sollten Killerphrasen damit automatisch vor vorne herein ausgeschlossen werden. Eine Inspiration für Teamregeln habe ich in Form eines Plakates zusammengestellt. Ihr könnt das als Inspiration für Euer Team nehmen und eigene Regeln ergänzen (Kreativitäts-Teamregeln).

3. Innovationsfördernde Bewertungskriterien im ersten Durchlauf wählen

Bei der allerersten Ideenbewertung sollten andere Kriterien im Vordergrund stehen, als in den weiteren Runden. Dabei kann man als Moderator bewusst innovationsfördernde Kriterien für die erste Bewertung vorschlagen. Ein Design Thinker wird zu Beginn immer den Kundennutzen in den Fokus rücken. Denn eine Innovation, die keinen Value für den Kunden bringt, wird keine Käufer finden.

 

Bewertungskriterien wie Umsetzbarkeit, Wirtschaftlichkeit, Strategy Fit oder Risiko sollten erst zu einem späteren Zeitpunkt bewertet werden. Diese Kriterien können bei der „Geburt“ einer Idee ohnehin oft nicht bewertet werden, weil eine Einschätzung dazu in einem frühen Stadium der Idee gar nicht möglich ist.

Welche Grundprinzipien bei der Ideenbewertung sonst noch hilfreich sind, beschreibe ich in meinem Post „Ideen finden ist nicht schwer, Ideen bewerten dagegen sehr“.

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