Ideen finden ist nicht schwer - Ideen bewerten dagegen sehr
Ein erfolgreicher Ideen-Workshop geht zu Ende. Das Team ist erschöpft, aber glücklich. Die Wände sind voller Post-Its mit potentiellen neuen Produkten und Services. Der erste Schritt ist geschafft. Eigentlich der perfekte Moment um mit einem positiven Gefühl in den Feierabend zu starten. Eigentlich.
Aber Moment mal! Was tun wir jetzt damit? Ich meine, wo fangen wir an? Mit was fangen wir an? Leichtes Panikgefühl macht sich breit. Wir haben zwar viel, aber was sind die besten und erfolgversprechendsten Ideen?
Und jetzt die „schlechte“ Nachricht: Die eigentliche Arbeit beginnt erst jetzt. Die Ideenfindung mit Kreativitätstechniken hat echt viel Spaß gemacht. Doch leider können wir nicht alles umsetzen. Also bleibt uns nichts Anderes übrig, als unsere Ideen zu bewerten und ggf. auszusortieren.
„Das Schwierigste an einer Idee ist nicht, sie zu haben, sondern zu erkennen, ob sie gut ist“ (Chris Howland).
Wie können wir die erfolgversprechendsten Projekte/Ideen identifizieren und Flops frühzeitig erkennen, um Ressourcen zu schonen? Einerseits könnte es fatal sein, wenn wir eine Idee verwerfen, die realistische Erfolgschancen gehabt hätte. Andererseits ist es genauso schlecht, wenn wir an einer Idee lange arbeiten, die keine Aussicht auf Erfolg hat. Da es zu Beginn aber nur Ideen sind und keine ausgearbeiteten Konzepte, wissen wir vieles in diesem frühen Stadium noch gar nicht.
Hört sich verzwickt an? Ist es auch!
Diese Grundprinzipien helfen bei der Ideenbewertung
Keiner hat die berühmte „Glaskugel“. Schon vor vielen Jahrzehnten haben Wissenschaftler begonnen, an Methoden zur Ideenbewertung zu arbeiten. Soviel sei gesagt: Es gibt nicht den alleine seligmachenden Weg. Es gibt kein Richtig oder Falsch, es gibt jedoch ein paar Erkenntnisse, die man unabhängig von den gewählten Methoden beachten sollte.
- Der Weg zu einer Innovation ist steinig! In der Literatur zum Innovationsmanagement herrscht die Meinung vor, dass aus 100 Ideen nur eine Innovation herauskommt. Dies sollte man vor Beginn der Ideenbewertung ans Team kommunizieren. So verhindert man, dass der Eine oder Andere enttäuscht ist, wenn „seine“ oder „ihre“ Idee aussortiert wird.
- Nutze die Schwarm-Intelligenz! Eine Idee, die von mehreren Personen als gut beurteilt wird, wird auch mit höherer Wahrscheinlichkeit vom Rest der Welt als gute Idee anerkannt werden.
- Binde Experten und verschiedene Disziplinen mit ein! Gönne Dir eine Mischung aus verschiedenen Charakteren z. B. kritische, analytische, ausgleichende und begeisterungsfähige Persönlichkeiten.
- Lass auch Intuition zu! Bauchgefühl ist nicht alles, aber das Bauchgefühl sollte auch einen Platz bei der Ideenbewertung bekommen.
- Vom Groben zum Feinen! Je mehr Ideen zu bewerten sind, desto einfacher und schneller muss die erste Bewertung durchführbar sein. Bei sehr vielen Ideen bildet man zunächst Cluster uns schaut, ob es ähnliche Ideen gibt, die zusammengefasst werden können.
- Vergleiche nicht Äpfel mit Birnen! Vor Beginn der Ideenbewertung müsst ihr auch prüfen, ob die Ideen thematisch überhaupt miteinander verglichen werden können. Beispielsweise macht es einen Unterschied, ob man Ideen zur Prozessoptimierung mit Ideen zur Kundenbindung vergleicht.
- Lege Kriterien fest, die vom Team im jeweiligen Stadium der Idee auch beurteilt werden können. Beispielsweise macht es keinen Sinn, nach Zahlen, Daten und Fakten bereits bei der „Geburt“ der Idee zu fragen.
- Schau als Moderator ganz besonders auf Ideen, die polarisieren! Diese bergen häufig ein hohes Innovationspotential.
- Überlege Dir, ob die Ideen gemeinsam (alle zur gleichen Zeit am gleichen Ort) oder durch jeden Einzelnen im Nachgang bewertet werden sollen. Der Gedanke dahinter: Bei der gemeinsamen Bewertung können sich die Teammitglieder unbewusst gegenseitig beeinflussen.
Mit diesen generellen Prinzipien kommt man gut ins Thema „Ideenbewertung“ rein. Der nächste Schritt ist jetzt, ausgehend von der konkreten Situation zu schauen, welche Methode oder Methoden am Besten passen. Da kommt es darauf an, wie viele Ideen Ihr zum Bewerten habt, wie ausgereift die Ideen sind, wie groß der Teilnehmerkreis ist oder sein sollte, welche Experten notwendig sind usw.
In weiteren Blog-Posts werde ich Euch verschiedene Möglichkeiten zeigen, wie Ihr Ideen bewerten könnt und welche Methoden sich in meinen Workshops bewährt haben. Ich freue mich auf Kommentare zu Euren Erfahrungen.
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