Culture eats innovation for breakfast
Peter F. Drucker, der mittlerweile verstorbene „Managementpapst“ (unter anderem hat er das Management by Objectives entwickelt) hat einmal gesagt: „Culture eats strategy for breakfast“ und meint damit, dass die beste Strategie keine Chance hat, wenn die Unternehmenskultur nicht dazu passt. Dieser Satz hat mich zu einer „Umdichtung“ inspiriert. Im Kontext von Innovationskultur fällt mir der Satz „Culture eats innovation for breakfast“ ein. Ich beobachte dieses Phänomen häufig bei Unternehmen, die sich auf den Weg in Richtung Transformation und Innovation machen.
Es werden Innovationsmethoden und –tools eingeführt, Innovation Labs aufgebaut, Start-ups ausgegründet, Kicker-Tische herangekarrt, Design Thinking Rooms ausstaffiert und vieles mehr. Doch trotz dieser Bemühungen werden die teils hohen Erwartungen des Managements häufig nicht erfüllt und schnell verlaufen sich die Aktivitäten wieder im Sand. Für mich liegt die Vermutung nahe, dass es an der Unternehmenskultur liegt, die (noch) nicht bereit ist für das Mindset, welches wir für Innovationen brauchen.
Was ist Unternehmenskultur?
Das Wort „culture“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt „Bearbeitung, Pflege, Bebauung, Anbau“. Wenn wir uns ein Bild vom Ackerboden vorstellen, dann verstehen wir das Prinzip. Bevor ein Landwirt die Pflanzensamen aussät, bereitet er den Boden entsprechend und schafft den Rahmen, damit etwas wachsen kann. Erst nach dieser Vorarbeit hat er überhaupt eine Chance, dass es eine gute Ernte wird.
Wenn wir jetzt all die Innovationsaktivitäten als Pflanzensamen betrachten, dann wird schnell klar, dass diese erst richtig „gedeihen“, wenn der Boden auf dem sie ausgesät werden, dafür vorbereitet ist. Dieser Boden ist die Unternehmenskultur.
Die Unternehmenskultur ist „die Art und Weise, wie wir hier Dinge tun“. Das sind ungeschriebene Regeln, wie wir uns in einem Unternehmen verhalten. Wenn Du schon einmal neu in ein Unternehmen gekommen bist, dann weißt Du, was ich meine. Das sind Verhaltensweisen und Do’s bzw. Dont‘s, die meistens nirgends aufgeschrieben sind und die man als Neuling erst kennenlernen muss. Beispielsweise Sprachcodes oder Abkürzungen, die Meeting-Kultur, CC-Verhalten in Emails, Kommunikationswege, Ordnerstrukturen, Mittagessenkultur usw. Diese Verhaltensweisen kann man sichtbar beobachten, aber sie sind nur das, was an der Oberfläche wie die Spitze des Eisbergs zu sehen ist. Damit man aber wirklich etwas verändern kann, muss man an die inneren Einstellungen ran, die sich unter der Wasseroberfläche verbergen und eben nicht offensichtlich sind. Hier muss der Boden für die „Inno-Pflanzensamen“ vorbereitet werden.
Was ist das Problem?
Das Problem ist, dass der Boden der Unternehmenskultur über Jahre hinweg gewachsen ist und nicht von heute auf morgen und schon gar nicht per Order di Mufti „umgekrempelt“ werden kann. Aber vielleicht muss es auch nicht so drastisch geschehen. Auch bei einem Acker werden nicht alle Schritte gleichzeitig ausgeführt, sondern in einer sinnvollen Reihenfolge nacheinander.
Wie kann die Unternehmenskultur in Richtung Innovationskultur entwickelt werden?
- Geschäftsleitung und Management müssen es wollen
- Geschäftsleitung und Management müssen es vorleben
- Eine Innovationsstrategie sollte den Rahmen für alle Aktivitäten bilden
- Die Aktivitäten sollten zum Unternehmen passen und nicht „übergestülpt“ werden
- Es sollte eine gute Mischung aus Maßnahmen gefunden werden, die Methoden, Mindset, und Rahmenbedingungen kombiniert
- Es ist empfehlenswert, mehr Mitarbeiter in die Entwicklung der Maßnahmen einzubeziehen. Formate wie das World Cafe eignen sich hierfür hervorragend.
- Mit einer internen Kommunikationsoffensive können alle Mitarbeiter ins Boot geholt werden
Die ersten beiden Punkte sind zu Beginn erfolgsentscheidend! Weitere „Werkzeuge“ oder Maßnahmen wie Methodenseminare für die Mitarbeiter, Gründung von Inno-Teams, flexible Räumlichkeiten und so weiter können erst „gesät“ werden, wenn das Management den „Boden“ zuerst bearbeitet und vorlebt, wie es geht.
Fazit
Wenn Innovationsmethoden „gesät“ werden, muss gleichzeitig der Boden der Unternehmenskultur vorbereitet werden, damit unsere „culture“ nicht unsere „innovation“ zum Frühstück verspeist. Sich auf diese Reise zu machen, erfordert Veränderungsbereitschaft und Mut. Die Horizonte und Möglichkeiten, die sich dann jedoch ergeben können, sind die Anstrengungen sicherlich wert.
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