Kill your own company – diese Methode ist nichts für schwache Nerven!
Viele etablierte Firmen sind mittlerweile zu unbeweglichen Tankern geworden, die von wendigen Schnellbooten von allen Seiten attackiert werden. Wer hätte gedacht, dass ein Name wie Tesla, den vor einigen Jahren nur Wenige kannten, die deutsche Automobilindustrie ordentlich ins Schwitzen bringen würde. Und kennen wir nicht alle den Fall von Kodak? 1975 beschloss Kodak, nicht in Digitalkameras zu investieren. Sie befürchteten, dies würde ihrem Filmgeschäft schaden und beschlossen stattdessen, ihr bestehendes Geschäft zu schützen. Sie hätten sich selbst disruptieren müssen und dazu fehlte der Mut. Das Ergebnis dieser Entscheidung kennen wir.
Was also tun, damit uns das nicht passiert?
Es gibt eine Methode, die „Kill your own company“ heißt. Viele kennen sie auch unter dem Namen „Disrupt yourself“. Das kann ich Euch ans Herz legen, wenn Ihr mal richtig Schwung in die Bude bringen wollt. Entschuldigung für die flapsige Ausdrucksweise, aber mit dem bewussten Perspektivwechsel könnt Ihr mithelfen, dass ein Schalter bei Euren Kolleginnen und Kollegen umgelegt wird und sie aus ihrer Komfortzone rausgerissen werden. Die Methode kostet Mut und Überwindung, führt in der Regel aber zu der Einsicht, dass die Weichen immer wieder neu gestellt und überprüft werden müssen.
Wie funktioniert’s?
Ihr bekommt im Team die Aufgabe, Euer Geschäftsmodell zu zerstören und so richtig drauf zu hauen. Jawohl, so einfach. Na ja, nicht ganz. Ein wenig Vorbereitung ist schon erforderlich, aber sicher machbar.
Konkret könnt Ihr so vorgehen:
- Ihr benötigt wie immer ein interdisziplinäres Team. Führungskräfte, Neulinge, verschiedene Abteilungen, verschiedene Erfahrungshintergründe und Ausbildungen. Ihr wisst schon, was ich meine. Interdisziplinär eben. Und ganz wichtig: Es müssen Leute sein, die sich trauen, auch etwas Kritisches zu sagen und Führungskräfte, die es aushalten können, wenn Mitarbeiter etwas Kritisches sagen.
- Vor dem Team-Workshop bekommt jeder eine Hausaufgabe: Jedes Teammitglied sollte aktuelle Trends in der Branche recherchieren, die Aktivitäten der Wettbewerber zusammentragen und auch einen Blick in die Startup-Welt werfen. Man kann für die Themen auch kleine Vorbereitungsteams bilden, so dass nicht alle das Gleiche recherchieren.
- Dann geht es auch schon in den Workshop. Hier könnt Ihr Euch über mehrere Fragen herantasten, zum Beispiel:
- Frage 1: Was müsste unser Wettbewerber oder auch Branchenfremde anbieten, um uns den Todesstoß zu verpassen? Hier meine ich nicht die kleinen Sachen, wo der Wettbewerber vielleicht die Nase vorn hat. Es geht um einen wirklich radikalen und schmerzhaften Angriff auf unser Unternehmen. Listet alles auf und seid kreativ. Auch aktuell Unvorstellbares gehört mit rein.
- Frage 2: Womit beschäftigen sich Start-ups in unserer Branche? Wo bieten sie hohen Kundennutzen an? An welchen Punkten könnten sie uns gefährlich werden? Bitte auch hier lieber übertreiben als untertreiben.
- Frage 3: Jetzt kommt es noch schlimmer…: Was müsste passieren, damit unser Produkt überflüssig wird? Welche politischen Entscheidungen könnten unser Geschäftsmodell obsolet machen? Welche Trends würden uns ins Aus katapultieren?
- Frage 4: Und was können wir tun, damit wir vorbereitet sind? Hier geht es um Ideen für einen Plan B, die wir in den nächsten Schritten ausarbeiten wollen. Das können vielfältige Maßnahmen sein, wie zum Beispiel die Suche nach Kooperationspartnern, der Aufbau eines eigenen Ideen-Managements, der Einstieg in völlig neue Geschäftsfelder etc.
Nach Ende des Workshops geht die Arbeit erst richtig los. Die gefundenen Maßnahmen und Ideen müssen konkretisiert und weiter vorangetrieben werden. Ggf. müssen Ideen auch wieder verworfen werden. Wahrscheinlich müssen neue Teams gebildet werden, die konkret an den Aufgaben weiterarbeiten.
Und nicht vergessen: „If it scares you, it might be a good thing to try“ (Seth Godin, amerikanischer Unternehmer und Bestseller-Autor)
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