Warm-ups – Muss das sein?
Auf einem Bein hüpfen, sich im Team ver- und entknoten oder den Kollegen, den man gerade erst kennengelernt hat, ans Ohr fassen, sind nur ein paar „Spiele“, die ich als Teilnehmerin in Trainings bereits mitmachen durfte. Gerade in der Früh, wenn ich erst einen Kaffee hatte und mich eigentlich noch im Stand-By-Modus befinde, treffen mich solche Warm-ups besonders hart. Dabei möchte ich als Teilnehmer eigentlich erst mal ankommen, chillen und schauen, wer sonst noch so dabei ist. Doch kaum habe ich es mir in meinem Stuhl gemütlich gemacht und die anderen Teilnehmer abgescannt, werde ich zu übermäßigem Aktionismus aufgefordert. Spätestens da frage ich mich, warum Warm-ups oder sogenannte Energizer von Trainern so gern eingesetzt werden.
Seit ich selber Trainerin bin, weiß ich ein gutes Warm-up durchaus zu schätzen. Allerdings sind mir manche Spiele wirklich too much. Und hier meine Empfehlung an Dich: Bitte entwickle Deinen eigenen Stil als Trainer oder Trainerin und schaue, welche „Spiele“ zu Dir passen. Wichtig ist, dass Du authentisch bleibst. Du musst keine Schnitzeljagd veranstalten, wenn Dich das nervt. Du musst auch nicht 100 Warm-ups kennen. Es reicht eine kleine, aber feine Tool-Box mit Deinen Favoriten.
Was bringt ein Warm-up?
Versetz Dich bitte mal kurz in die Lage eines Workshop-Teilnehmers: Stell Dir vor, Du bist gerade in einer Telefonkonferenz, die um 14:00 Uhr enden soll und hast danach gleich einen Workshop. In diesem Workshop sollst Du in einem Team neue Ideen für den Vertrieb 4.0 entwickeln. Wie befürchtet, zieht sich die Telco hin und Du kommst gerade so kurz vor knapp in den Workshop. Wo sind Deine Gedanken? Beim Workshop? Sicher nicht. Dein Kopf denkt über das Protokoll zur Telco nach, das Du heute noch schreiben musst, wahrscheinlich so gegen 17:30 Uhr. Eigentlich wolltest Du heute mal früher Feierabend machen. Wird wieder nichts. Abgesehen davon denkst Du gerade, was es für eine bekloppte Idee ist, so spät am Tag einen Workshop zu halten. Stimmt. Aber manchmal geht’s halt nicht anders.
Rollenwechsel
Jetzt bist Du der Trainer und hast nicht nur einen solchen Teilnehmer im Workshop, sondern mehr oder weniger sind alle mit einem Kopf voller Gedanken und Sorgen aufgeschlagen. Wie sollen da jetzt brauchbare Ideen rauskommen?
Jetzt kommt das Warm-up ins Spiel! Es wird Dir helfen, dass die Teilnehmer ihren Kopf leer bekommen und für die neue Aufgabe bereit sind. Es ist quasi eine Unterbrechung zwischen der vorherigen und der neuen Aufgabe. Ein paar meiner Lieblings-Warm-ups findest Du hier.
In diesen Situationen sollte man unbedingt ein Warm-up vorschalten
- Wenn die Teilnehmer aus dem Tagesgeschäft kommen und kreativ werden sollen
- Wenn die Teilnehmerinnen sich nicht oder kaum kennen
- Wenn der Workshop zäh ist und neuer Schwung benötigt wird
- Wenn Du eine kurze Zeitspanne überbrücken musst, weil Du auf Infos wartest
Ich bin nicht der Typ für Warm-ups, gibt’s Alternativen?
Kommt darauf an. Ich mache zum Beispiel bei normalen Projekt-Team-Meetings kein Warm-up im klassischen Sinne. Was ich aber immer mache, ist ein Team-Check-In. Ich hole die Teilnehmer ab und erzähle oder lasse erzählen, was es seit dem letzten Treffen an Neuigkeiten gibt. Bei Kreativ-Meetings gibt es aus meiner Sicht keine Alternative zum Warm-up.
Was mache ich, wenn jemand nicht mitmachen will?
Ist mir tatsächlich noch nie passiert. Grundsätzlich ist es gut, wenn Du kurz erklärst, warum wir jetzt dieses Warm-up machen. Ich sage meinen Kollegen immer, dass wir nicht auf Knopfdruck kreativ sein können und dass ich deshalb vorher eine kleine Übung mit ihnen mache, um das Gehirn in den Kreativmodus zu bringen. Oder in einem neuen Team, damit wir uns schneller kennenlernen und dann effizienter zusammenarbeiten können.
Wenn sich jemand aus der Gruppe trotz dieser Einführung nicht zum Mitmachen bewegen lässt, dann lass ihn oder sie sein. Manchmal stecken auch andere Gründe dahinter, die wir als Trainer oft gar nicht auf dem Schirm haben können.
Welche Fettnäpfchen können lauern?
Eine Sache fällt mir spontan ein: Wenn Mitarbeiter und deren Vorgesetzte im Workshop sind. Es soll ja immer noch sehr stark hierarchisch geprägte Unternehmen geben, habe ich gehört. In so einem Fall würde ich mir vorher gut überlegen, welches Warm-up ich nehme. Vielleicht im ersten Workshop nicht gleich das volle Programm mit Tuchfühlung und so. Andererseits bin ich manchmal schon überrascht worden, dass die Teilnehmerinnen super mitmachen, obwohl ich es gar nicht erwartet hätte.
Fazit
Jeder von uns war schon mal Teilnehmer in einem Workshop und ist nicht immer nur in der Trainerrolle. So wie ich es in meiner Anfangsstory beschrieben habe, können Warm-ups für die Teilnehmer durchaus eine Herausforderung darstellen. Trotzdem haben Warm-ups ihre Daseinsberechtigung. Ich glaube, wenn Du die Übung kurz erklärst und die Teilnehmer vorbereitest, wirst Du eine hohe Akzeptanz bekommen und ein gutes Feedback bekommen.
Schreib mir gerne über Deine Erfahrungen oder über Dein Lieblings-Warm-up in den Kommentaren.
Kommentar schreiben